LICHTBILDER im OKTOGON
Ein vertrauter Gegenstand erscheint unvermittelt fremd oder eine vielmals erlebte Situation wird irritierend neu empfunden. Diese Erscheinungen bewirken Überraschungen in der Seherfahrung, die die Wahrnehmung von Wirklichkeit erweitern. Die Installation LICHTBILDER im OKTOGON ist das offene Prinzip einer Gestaltung, die im betrachtenden Wahrnehmen Dimensionen räumlicher Metamorphosen erkennen lässt. Mit den Gegenständen der Installation ist eine Szenerie entstanden, in der zeit- und lichtabhängige
Bild-Projektionen und Reflexionen durchscheinender, sich überlagernder Lichtzeichnungen sichtbar werden. Die Konstellation der Objekte erzeugt Lichtbilder im Zusammenspiel von natürlichem Licht, zeitlichem Rhythmus und dem Aufbau ihrer Umgebung.
Die Loggia, ein schmaler Raum, der sein Licht über eine breite hohe Fensterfront erhält,
verbindet zwei sich gegenüberliegende, in dunklem Rot ausgemalte Apsiden, die von Halbkuppeln überdeckt sind. Zwei in der Höhe differierende Tische durchbrechen mit ihrer Aufstellung die Symmetrie der Räumlichkeit. Auf den Tischflächen stehen Kombinationen von drei und zwei wassergefüllten sphärischen Gläsern, die mit Kartons und Gipskartons konfrontiert sind. Zum Teil bemalt, gestapelt oder geneigt in Position gebracht, dienen ihre Oberflächen diesen vorübergehenden
Lichtzeichen. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, einen Reichtum an Bildprojektionen zu entfalten, die auf Grund allseitiger Perspektiven den realen Raum mit seinen Eigen
schaften und Relationen neu sehen lässt.
Wasser und Glas erfassen die Lichtstärken, und mit der Lichtbrechung entsteht eine immaterielle
bilderreiche Vielfalt. Bildergebnisse, gewonnen durch Umkehrung der Verhältnisse, stellen nicht nur die Welt auf den Kopf, sondern produzieren eine eigene Bildstruktur des Raumes, aus dem sie entnommen sind. Ein inwendig verspiegeltes Rohrstück, seitlich geöffnet, zersplittert das einfallende Licht zu Bildfragmenten. Fragmente, die sich in der Transparenz des Mediums zu einem changierenden Rundbild konfigurieren, lösen sich in der Fläche als Schattenriss auf.
In den Apsiden entlang der Wände sind vom Deckenraum aus jeweils sechs präparierte Glühbirnen in einer asymmetrischen Folge frei schwebend aufgehängt. Die wassergefüllten Lampengläser projizieren Teile der Architektur als Miniaturen auf Transparentpapiere, die an der Wand fixiert wurden. Ihr gestreutes Licht löst die Konturen der Orthogonalen, der Bögen und Schrägen auf und komprimiert die Szenerie zu einer aus Licht geformten Komposition, die im Gesichtsfeld Ursprung
und Ergebnis anschaulich wiedergibt. Zwölf mal wiederholt sich das Prinzip von Regelmaß und Abweichung. Die Installation bringt Bildsysteme hervor, die durch Bewegung entstehen, die unbeständig sind, die in der Wiederholung Differenz zeigen, die räumliche Eigenschaften verstärken und Atmosphäre herstellen.
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